Bei unseren Fernreise-Motorrädern bevorzugen wir Alukoffer.
Alternativ sind wir aber auch mit Packtaschen unterwegs.
Simon hat seit Jahren welche an ihrer Triumph Bonneville, mit der sie auch in Europa mehrwöchig reist und auch ich habe mir jüngst die gleichen für mein Winter-Krad gegönnt.
Welche Stärken und Schwächen haben Alukoffer und Packtaschen?
Volumen
Bei diesem Kriterium dürften (Alu-)Koffer in der Regel die Nase vorn haben.
In absoluten Zahlen sieht das bei uns so aus:
Unsere Touratech-Kisten haben ein Volumen von 45 Liter. Das ist für Koffer recht viel. Es gibt von Touratech und anderen Herstellern auch kleinere.
Unsere Packtaschen bringen es auf maximal 26 Liter pro Seite.
Mehr Volumen scheint auf den ersten Blick von Vorteil zu sein. Schließlich kann man somit mehr unterbringen.
Die Kehrseite der Medaille: Volumen ist in der Regel proportional zu Gewicht. Je größer die Koffer/Packtaschen, desto größere Gewichte müssen sowohl die Halter, als auch die Kisten/Taschen wegstecken. Gerade auf Rappel-Pisten macht sich jedes Extrakilo negativ bemerkbar und Materialüberlastungen werden wahrscheinlicher.
Ein für mich persönlich weniger wichtiges Argument: Geringeres Volumen bedeutet tendenziell etwas weniger Breite des gesamten Motorrades. Diese paar Zentimeter Unterschied können bei Staudurchfahrten und einigen anderen Situationen das Zünglein an der Waage sein.
Zuladung
An unsere Koffern haben wir zusätzlich von außen noch Benzinkanister befestigt, die wir wegen der zuvor erwähnten Gewichtsproblematik nur bei Bedarf füllen. Außerdem haben wir teilweise auch noch kleine Gepäckrollen mit leichtem Inhalt (Schlafsäcke, etc.) auf den Kisten festgegurtet und bei großer Hitze auch unsere sperrigen Motorradjacken.
Das ist bei Packtaschen natürlich nicht, bzw. nur schlecht möglich.
Stabilität
Alukoffer sitzen zum einen bombenfest am Halterungsgestänge, wohingegen paarweise befestigte Packtaschen unter Umständen verrutschen. Zum anderen macht es den Koffern nichts aus, wenn sie ungleich beladen sind (weil z.B. ein darin befindlicher Wasserkanister mal leer und mal voll ist, usw.). Bei paarweise befestigten Packtaschen rächt sich ungleiche Beladung in Form von Instabilität/Verrutschen.
Es gibt allerdings auch Packtaschen, die einzeln befestigt werden und ähnlich stabil sitzen, wie Kisten. Dafür braucht man jedoch eine Halterung/Rohrgestell. Das ist allerdings auch bei vielen Motorrädern nötig für paarweise befestigte Taschen, die sich andernfalls nach innen, Richtung Rad neigen würden. Bei meiner Transe halten sie jedoch auch ohne ein solches gut.
Stürze
Leichte Stürze stecken beide Systeme weg.
Interessant wird’s bei schlimmen Crashs. Ich hab schon öfter Bilder gesehen von abgerissenen Alukoffern. So was ist uns auf vielen hunderttausend Fernreisekilometern und bei unzähligen Stürzen nie passiert. Das könnte daran liegen, dass wir weit überwiegend in schwierigen Passagen und damit bei langsamer Fahrt stürzen. Simple Physik: Geringe Geschwindigkeit → geringe Kräfte.
So ist es bei uns immer bei Dellen und leichtem bis mittlerem Verzug geblieben.
Wer deutlich sportlicher durchs Gelände oder auf schweren Pisten unterwegs ist, der hat aufgrund der größeren Kräfte höhere Chancen, bei einem Sturz ernsthafte Schäden am Gepäcksystem und natürlich am ganzen Motorrad zu erleiden.
Vereinzelt habe ich gehört, dass die Koffer beim Sturz zu Beinverletzungen geführt haben. Deutlich häufiger scheint mir jedoch der Fall, dass die Koffer durch ihre hohe Stabilität Beine schützen, da sie verhindern, dass das Krad mit seinem ganzen Gewicht auf das Bein des Fahrers kracht. Das haben wir selbst einige Male erlebt und so wurde es mir von vielen anderen ebenfalls berichtet.
Am Unfallort bekommt man fatale Schäden in beiden Fällen in der Regel nicht mehr repariert. So oder so steht man somit vor dem Problem, das betroffene Gepäck nun anders verstauen zu müssen, was in aller Regel problematisch werden dürfte, denn wer hat schon genug Puffer, um mal eben ein, zwei Koffer- oder Packtascheninhalte auf Gepäckrollen etc. umzuverteilen? Ein paar Reservespanngurte sind übrigens nicht nur für solch eine Situation sinnvoll.
Reparieren
Ob man Kunststoff-Packtaschen nähen kann? Ich weiß es nicht. Könnte gehen, könnte aber bei Belastung auch reißen. Vielversprechend erscheint mir: Kleinere Beschädigungen kann man ähnlich wie bei Gepäckrollen und Zelten kleben. Flicken und geeigneten Kleber sollte man auf Reisen immer dabei haben. Bei größeren Beschädigungen durch einen Sturz wird das schon spannender.
Bei Alukoffern sind Risse wegen Überladung/Rüttelpisten oder durch Stürze früher oder später wahrscheinlich. Schweißen ist oft keine (gute) Lösung, da eine Schweißnaht auf den Riss aufgesetzt werden muß, es jedoch an der Rückwand der Koffer allzuviele Stellen gibt, die wegen der Befestigung plan sein müssen. Zudem sind Alu-Schweißer nicht an jeder Ecke zu finden. Besser ist die Reparatur durch Einnieten von zusätzlichen Blechen. Das kann oft sogar eine Dorfwerkstatt in infrastrukturarmen Ländern.
Die Chancen, Taschen oder Koffer unterwegs reparieren zu lassen, würde ich für beide Systeme als gleich gut einstufen.
Diebstahlssicherheit
In Sachen Langfinger-Zugriff sehe ich die Alu-Koffer klar vorne. Unbestritten sind deren Schlösschen für einen Profi kein Hinterniss. Aber für einen solchen stellen Packtaschen noch viel weniger ein Problem dar. Gerade Taschendiebe haben immer scharfe Klingen dabei, um Hosentaschen und Rücksäcke aufzuschlitzen.
Gegen Amateure, Gelegenheitsdiebe und Co. bieten Alu-Koffer allerdings einen deutlich besseren Schutz und die sind weit häufiger das potenzielle Problem, als Profis. Papiere, etc. kann man bespielsweise auch unter der Sitzbank halbwegs sicher verstauen, aber größere Sachen wie Kameras, Laptop, Tablett, etc. passen da nicht drunter, wenn man mal das Lager zum Wandern, Baden, Essen und Trinken, etc. verlassen möchte. Da bleiben oft nur die Alukisten als "Tresor".
Demontage/Abnehmen
Wenn man oft genug gestürzt oder im Fahren angeeckt ist, dann sind Alukoffer verzogen und nicht mehr leicht zu lösen. Ich kenne eh kaum einen Fernreisenden, der seine Koffer abmacht, um sie auf ein Hotelzimmer zu schleppen oder als Sitz auf dem Campingplatz zu benutzen.
Packtaschen lassen sich leichter abmachen – vor allem, wenn man die Gurte nicht unter der Sitzbank hindurchgeführt hat.
Fragt sich nur, ob man das braucht. Denn die Dinge, die wir z.B. mit auf ein Hotelzimmer nehmen wollen, sind vorwiegend in unseren Gepäckrollen.
Aufkleber
Viele Fernreisende lieben Aufkleber, manche finden sie ein Unding. Unabhängig von ästhetischen Überlegungen sind sie aber ein erstklassiger „Opener“, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen.
Alukoffer bieten mehr Fläche und einen stabileren Untergrund, um Aufkleber dauerhaft zu befestigen.
Das mag trivial klingen, ist für mich aber ein nicht zu unterschätzendes Argument.
Preis
Packtaschen sind in der Regel deutlich preiswerter als Alukisten. Wenn man die Softbags ohne Halter befestigen kann, vergrößert sich der Preisvorteil noch weiter.
Unsere Packtaschen im Detail
Die Packtaschen sind Toploader mit Rollverschluss, wie man das auch von Gepäckrollen kennt. Damit kann man sie in Grenzen von der Größe variien und ihre Form bei unterschiedlichen Beladungszuständen stabilisieren.
Von innen sind die Taschen versteift, so dass sie nicht in sich zusammenfallen.
Nachfolgend noch ein paar Fotos zur Befestigung:
Ein längenverstellbarer Befestigungsgurt an der inneren unteren Ecke, der durch Klick-Verschluss leicht gelöst werden kann:
Ein längenverstellbarer Gurt der "hinten rum" von einer Packtasche zur anderen verläuft. Ebenfalls durch Klickverschluss leicht zu lösen.
Zwei breite Gurte, die durch Klettverschlüsse in der Länge variable sind. Die sind so flach, dass ich sie problemlos unter die Sitzbank bekomme. Dadurch hab ich eine etwas saubere Optik und sie sind minimal schlechter zu entwenden.
Simon macht diese beiden Gurte immer über ihre Sitzbank. Vorteil: Man kann die Packtaschen schneller abnehmen.
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