Reifen - Erfahrungsbericht und Tipps

Auf 184.000 Weltreisekilometern und ca. 130.000 auf europäischen Pisten und Straßen haben wir reichlich Erfahrungen in Sachen Reifen sammeln können.

Dadurch, dass wir diese Kilometer alle mit dem gleichen Motorradmodell und unter ähnlichen Beladungszuständen gefahren sind, kann man recht gut die Laufleistung der verschiedenen Reifentypen vergleichen.

 

Außerdem gibt es noch reichlich Tips zum Thema.

 

  1. Laufleistung/Erfahrungen diverse Reifen

  2. allgemeine Tips/Erfahrungen zu Reifen auf Fernreisen



1) Laufleistung/Erfahrungen mit diverse Reifen

Soweit nicht anders angegeben, alles Erfahrungswerte unter Weltreisebedingung. Mehr dazu weiter unten.

 

Bridgestone Trailwing

hinten: 12.000 - 14.000 km

vorne: 22.000 - 26.000 km

schlechtes Fahrverhalten Vorderreifen Endphase: starke Lenker-Vibrationen

 

Metzeler Tourance (made in Brasil)

vorne: 21.000 - 26.800 km

hinten: 24.800 – 25.300 km

Zweimal hatten wir massive Profilbrüche bei Hinterreifen, einmal einhergehend mit großen Luftblasen zwischen den Lagen, so daß der Reifen innerhalb von 100 km unfahrbar wurde.

Durch diese beiden Negativerlebnisse wurde aus meinem bis dato Lieblingsreifen ein den-ziehe-ich-nie-wieder-auf-Reifen für mich.

Vielleicht betrifft es nur in Brasilien hergestellt Reifen. Ich habe allerdings Gleiches von in Asien und Australien gekauften Tourance-Reifen gehört.

Auch das ignorante Reklamationsmangement von Metzler (Deutschland) hat mich nicht für diese Marke eingenommen.

 

In Deutschland hab ich dann nochmal einen Satz Metzeler Tourance Next ausprobiert. Keine Blasenbildung.

Laufleistung vorne: 26.000 km, hinten: 15.600

 

Michelin Sirac

hinten: 13.000 - 15.500 km

sehr anstrengend von Hand zu wechseln

 

Michelin Anarchee

hinten: ca. 20.000 km (Schätzwert aufgrund der Rest-Laufleistung, nachdem ich ihn gebraucht aufgezogen habe)

 

Duro (keine Typenangabe, Profil: Mischung Straße/Stollen)

hinten: 21.000 km

sehr leicht von Hand zu wechseln

 

Kenda (keine Typenangabe, Enduro-Straßen-Profil)

vorne: ca. 25.000

starkes Sägezahnmuster in Endphase, leichte Lenker-Vibrationen in der Endphase 

 

Mitas E07

hinten: ca. 23.000 km

vorne: ebenfalls ca. 23.000 km

 

Weltreiseerfahrung: Mittlerweile haben wir hinten den dritten Satz E07er drauf und ich kann sagen: das ist mittlerweile mein Lieblings-Reifen geworden, trotz der stets auftretenden Profilbrüche, die ich eher als optisches Manko denn als echtes Problem einstufe. Bei den Metzler Tourance war das anders: da verschlechterte der Zustand sich zusehends und der Reifen wurde unfahrbar. Nicht so beim Mitas.

 

Nachtrag 2017: auch im europäischen Betrieb bin ich wieder auf Mitas umgestiegen, da der Hinterreifen länger hält als der Heidenau K60. Außerdem hatte ich in heimischen Gefilden keine Probleme mehr mit Profilbrüchen - ob´s am Klima, den Straßenverhältnissen oder einem besser produzierten Reifen liegt, vermag ich nicht zu sagen.

 

Mitas E08

 

vorne: ca. 23.000 km

Sägezahnmuster in Endphase, jedoch keine Lenker-Vibrationen

Daß der etwas stärker straßenortientierte E08 im Parallel-Betrieb mit dem E07 auf dem anderen Motorrad die gleiche Laufleistung hatte, war eine Überraschung. Ich hätte gedacht, er schafft ein bißchen mehr.

 

Heidenau K60

 

Den haben wir auf der Weltreise nicht gefahren bzw. nirgendwo bekommen.

In Deutschland bin ich mehrere Sätze davon gefahren, u.a. auch in der Wintervariante (SiO2).

Laufleistung vorne: 25.300 (SiO2) / 28.700

Laufleistung hinten: 12.600 (SiO2) / 12.000 / 14.000 (SiO2) / 18.300

 

Beim SiO2-Vorderreifen hatte ich starke Sägezahn-Muster-Bildung am Ende.

 

Erläuterung zur Laufleistung: Auf Welt-/Fernreisen fahren wir Reifen, bis sie auf der Mittellauffläche kein Profil mehr haben, in der EU bis zur gesetzlich zulässigen Marke.

Laufleistungsmindernde Faktoren: wir sind immer voll beladen, fahren zu einem guten Teil auf Pisten und sind wir weltweit oft bei sehr hohen Temperaturen unterwegs.

Ich schätze mal, diese Faktoren heben den Effekt, dass wir die Reifen auf Fernreisen länger fahren, als in Deutschland zulässig, ungefähr auf. Mit anderen Worten: oben genannte Laufleistungen sollten in Deutschland für eine solobetriebenes Motorrad auch legal möglich sein.

Sportliche Fahrweise kann das Reifenleben natürlich erheblich verkürzen.



 

Bei der Auswahl eines Reifens für eine Langzeitreise zählt für mich (fast) nur das Verhältnis von Haltbarkeit (Laufleistung und keine vorzeitigen Mängel wie Profilbrüche etc.) in Relation zum Preis.

Nach diesem Maß ist mein Hinterreifen-Favorit ganz klar der Mitas E07.

 

Fahrverhalten (Kurve, Nässe, etc.) ist mir ehrlichgesagt total egal. So wie wir fahren, ist das nicht von Bedeutung.

 

Das bisher beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat der Kenda-Vorderrreifen gehabt: die km-Leistung war gut und der Preis spektakulär. In Neuseeland haben wir ihn für die Hälfte eines Reifens der anderen Hersteller bekommen.

 

Der Duro ließ sich super per Hand wechseln, was ein nicht zu unterschätzendes Argument ist. Ich hatte fünf Plattfüße mit dem Reifen (was nichts mit dem Hersteller zu tun hatte) und war jedesmal dankbar, daß er sich so angenehm handhaben ließ.

 

Vom Mitas E07 hatte ich gehört, daß manche Leute massive Probleme hatten, ihn von Hand zu wechseln. Unsere Erfahrungen sind durchwachsen: Selbst Simon schafft den 17-Zoll-Hinterreifen (E07). Der 19-Zoll Vorderreifen (E07) kostet im Neu-Zustand allerding ein bißchen Schweiß. Aber dennoch definitiv per Hand machbar.

Der E08er als Vorderreifen war im abgefahrenen Zustand kein Problem, im Neuzustand hab ich mich allerdings übel mit ihm abgeplagt.

Vom Heidenau K60 habe ich schon oft gehört, dass er per Hand Probleme macht. Ich muß gestehen, dass ich mir das in Deutschland nie angetan habe, sondern immer in der Reifenbude war. Aber selbst da hat zumindest einer mal Blut und Wasser geschwitz, weil er nicht mal mit Maschine, den Reifen so ohne Weiteres in den Griff kriegte.

2) allgemeine Tips/Erfahrungen zu Reifen auf Fernreisen

 

Wir fahren i.d.R. Enduro-Profile: das sind salopp gesagt mehr oder weniger Straßenreifen, die ein bißchen nach offroad aussehen.

Beispiel: MITAS E07

Linkes Foto: jungfräuliches Profil.        Rechtes Foto: "halb" abgefahren.

Was ich an dem E07 besonders mag, ist das durchgehende Band in der der Mitte des Reifens, das auf halber Profiltiefe beginnt. Im rechten Bild kann man es gut erkennen. Wenn der Reifen soweit abgefahren ist, dann hält er dank besagter durchgängiger Mittellauffläche „ewig“ und hat im seitlichen Bereich noch immer grobes Profil, das auf weichem Grund ein bißchen hilft. Clevere Lösung.

Der Vorteil von Enduro-Profilen auf Pisten (Schotter, fester Sand oder Erde) ist meiner Meinung nach gering. Genauso gut kann man auch reine Straßenreifen fahren, die u.U. länger halten.

 

Interessant wird’s erst im weichen Sand, in Schlamm und Schnee.

Im tiefen Sand haben etwas gröbere Profile wie der Mitas E07 begrenzt Vorteile.

Wirklich gut sind im Tiefsand jedoch nur echte Vollcross-Reifen. Die sind auch die einzigen, die im Schlamm was taugen. Die typischen Allround-Enduro-Reifen setzen sich nämlich innerhalb weniger Meter zu und das war´s dann. Zum „normalen“ Reisen kommen Cross-Reifen allerdings ansonsten nicht in Frage, da sie sehr kurzlebig sind.

 

Mein Tip: tendenziell eher auf die Haltbarkeit als aufs Profil achten. Letzteres ist oft Augenwischerei und ich hab so manchen Fernreisende getroffen, der sich da was vorgemacht hat oder eine Reifenart drauf hatten, die gar nicht zu seinem Reisestil (offroad versus Asphalt) passte oder gar einen Reifen nur deshalb wählte, weil er cooler bzw. off-road-mäßiger aussieht.

 

Wenn man längere Zeit auf weichem Untergrund fahren will, macht es Sinn, den Luftdruck zu reduzieren. Das Fahrverhalten verbessert sich dadurch deutlich.

 

Zu den Themen perfekter „Luftdruck auf Sand“, „Ventil-Mutter lösen oder nicht“ und „Rim-Lock oder nicht“ gibt es viele Meinungen. Sucht Euch eine aus...



 

Auswuchten ist bei Enduro- oder gar Cross-Reifen meiner Meinung nach unnötig.

Wir sind auf der Weltreise über 100.000 Kilometern mit nicht ausgewuchteten Reifen gefahren ohne dass wir bei einer maximalen Reisegeschwindkigkeit von 100 km/h über unruhiges Fahrverhalten klagen konnten



 

„Wenn man einen neuen Reifen aufzieht, muß man auch einen neuen Schlauch reinmachen.“

Das ist eine Marketing-Legende, die Reifen- und Motorrad-Händler verbreiten. Reine Geldmacherei!

Ich schaue mir bei jedem Reifenwechsel den Schlauch genau an und nur sehr selten ist er in einem Zustand, daß ich ihn austausche.

 

Schläuche ersetzte ich in der Regel anläßlich von Platten, wenn sie schlecht zu flickende Löcher haben oder eine Vielzahl von Flicken aufweisen oder sonstige Beschädigungen zeigen.



 

Wenn man eine Reise plant und versucht, abzuschätzen, wie weit man mit einem Reifen kommt, sollte man folgende Faktoren berücksichtigen, die zu schnellerem Verschleiß führen können und dadurch zu erheblich kürzere Laufleistung als man es von zu Hause gewöhnt ist:

  • höheres Gewicht durch Gepäck / Sozia

  • höhere Luft- und Straßentemperaturen

  • gröberer Asphalt oder Offroad



 

Für Hardcore-Low-Budget Reisende: bei Motorrad-Händlern und Motorrad-Reise-Veranstaltern kann man oft gratis ausrangierte Reifen bekommen, die noch für viele Tausend Kilometer gut sind.

Ich kenne einen Krad-Globetrotter, der das ausschließlich macht und auch wir haben schon schon mehrfach gebrauchte Reifen aufgezogen, die dann noch bis zu 10.000 km gehalten haben.



 

In vielen (ärmeren) Ländern ist die Verfügbarkeit von Reifen für große Motorräder (mehr als 200ccm) sehr schlecht bis hin zu nicht existent. Neue Reifen also bei Zeiten besorgen und ggf. eine Weile mitführen.



 

Spezifischer Tip für Honda-Transalp in Nordamerika: Chancen, daß in USA/Kanada ein Motorradhändler einen für die Transalp passenden Reifen auf Lager hat, hat man nur bei Kawasaki und BMW.

Alle anderen haben dort kein Motorrad im Sortiment, das Enduro-Reifen dieser Maße hat.

 

BMW F650 GS hat Vorder- und Hinterreifen gleich, die R100GS und Kawasakis KLR haben den Hinterreifen gleich.

 

 

 

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Siehe: HELFT UNS

 

 

 

 

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© Frank Panthöfer