Milde Temperaturen, wenig Touristen und tolle Küsten- und Bergstrecken waren die Argumente, die uns im Februar nach Zypern gelockt haben.
Rosa schimmernde Flamingos schauen von einem Salzsee zu uns herüber. Die Asphaltstraße wird zur schlaglöchrigen Erdpiste und später auf rund einem Kilometer Länge ist es nur noch eine durch Pylone notdürftig markierte Spur im überraschend festen Sand, auf dem es sich leicht fährt. Kurz darauf verleitet uns die Burg von Kolossi zu einem kurzen Stopp, bevor wir bei angenehmen 20 Grad unsere Tour fortsetzen. Nur einige hundert Meter weit draußen im ruhigen Mittelmeer rostet das Wrack der MV Demetrios II fotogen vor sich hin. Leider zieht sich, gerade als wir in Fotoschussweite sind, der Himmel zu. Also weiter zum nächsten havarierten Schiff, dem Wrack der Erdo III, das uns dicht an der Küste liegend und im milden Licht der tief stehenden Sonne in seinen Bann zieht.
Für die nächsten Tage beziehen wir eine Unterkunft in Polis und machen von dort kurze Tages-Trips mit Wanderungen durch die spektakuläre Avakas-Schlucht und entlang des ausblickstarken Aphrodite-Trails.
Im bergigen Landesinnern wird uns Enduro-Wandern vom Feinsten geboten. Auf erstklassigen Erd- und Schotter-Pisten fährt es sich angenehm entspannt, so dass Muse zum Genießen der idyllischen Täler bleibt, in denen wir beschaulich dahin plätschernden Flüsschen folgen. Auch auf Asphalt macht Zyperns Bergwelt Spaß. Enge Kurven reihen sich unermüdlich aneinander - Drehwurm garantiert auf den schmalen Sträßchen, auf denen kaum ein Fahrzeug außer uns unterwegs ist.
Den Höhenrekord der Insel loggen wir mit 1.946 m am Gatter zum militärisch gesicherten Olympos ein, der es auf sechs Meter mehr bringt. Fotogen ist er trotz Schnee rundherum nicht. Auch die mickerigen fünf Grad sind nicht dazu angetan, uns zum Verweilen zu verleiten.
Und so sind wir schnell wieder in Richtung wärmerer Niederungen unterwegs, wo wir in einem Pinienwald wenig später unser Lager aufschlagen und uns ein einfaches, aber leckeres Abendessen auf unserem Benzinkocher brutzeln. Mit Einbruch der Dunkelheit wird es flott frisch, was uns am romantisch knisternden Lagerfeuer jedoch nicht wirklich juckt.
Trotz der deutlich gefälligeren Temperaturen als daheim gibt es bei Wintertouren auch in südlicheren Gefilden Europas ein generelles Handicap: die wenigen Tageslichtstunden, die den Fahrtag verkürzen und die Nacht lästig verlängern. Ein Freund hat das mal knackig auf den Punkt gebracht mit den Worten: Irgendwann geht einem da lange vor Sonnenaufgang im Zelt einfach der Schlaf aus.
Und so krabbeln wir auch hier regelmäßig im Dunkeln aus unserem grünen Hilleberg und kochen unseren Aufwachkaffee nicht selten noch vorm Morgengrauen. Für manch einen klingt das wenig verlockend, für uns ist es oft ein ganz besonderer Moment des Tages. Wenn die Natur mit Vogelgezwitscher um einem herum zum Leben erwacht oder wenn am Meer die Sonne glühend rot über den Horizont kriecht, dann erfüllt uns das stets mit Energie und Zufriedenheit.
Ein aus einem Baum entspringender Brunnen, prachtvolle Klöster, fotogene Steinbrücken, eine Straße, deren Spuren sich für einen Baum teilen – all das ist die Garnierung des zweiten Fahrtages in den Bergen.
Die eigentliche Attraktion für uns sind jedoch die endlos gewundenen kleinen Asphaltsträßchen und Pisten, die uns in einen Kurvenrausch versetzen und ein fettes Grinsen ins Gesicht zaubern. Da macht es auch nichts, dass der Himmel wolkenverhangen ist.
In Larnaka suchen wir uns über die Buchungs-App AirBnB erneut eine günstige Unterkunft und machen von diesem „Basecamp“ aus Ausflüge zum Cap Greco, das wir per pedes erkunden.
Laut Karte führte unsere Route durch britisches Gebiet. De facto merkte man davon nichts. Anders sieht es mit der Pufferzone zwischen der Republik Zypern und dem türkisch besetzten Norden aus. Von einem Aussichtspunkt erblicken wir einige Hotelruinen in Famagusta, die seit Jahrzehnten dort im Niemandsland verfallen.
Ein Kurztrip zur Hala Sultan Teke Moschee macht gute Laune. Aber schwarze Wolken verheißen nichts Gutes und treiben uns bald wieder in die Unterkunft zurück.
Angesichts des nachwievor durchwachsenen Wetters bleiben wir der urbanen Ausrichtung unseres Trips vorerst treu und ziehen für zwei Nächste in die geteilten Hauptstadt Nikosia weiter. Der Fußgänger-Grenzübergang erinnert uns an Schulausflüge in den Ostteil Berlins und an Checkpoint Charly. Auf beiden Seiten werfen mürrische Grenzer einen kurzen Blick in unseren Pass und winken uns dann wortlos durch.
Sehr auffällig ist der hohe Leerstand und die fast durchweg marode Bausubstanz auf türkischer Seite. Nichtsdestotrotz oder besser gerade deswegen hat dieser Teil der Stadt für uns viel Reiz und Charme.
Hüben wie drüben geht es entspannt zu. Eher wie in einer Kleinstadt, als wie in einer europäischen Hauptstadt.
Das Cyprus Classic Motorcycles Museum ist das Lebenswerk von Andreas, mit dem ich mich schnell im Fachsimpeln verliere. Die Exklusivführung geht spontan in Kaffeetrinken am Sonnen beschienenen improvisierten Tisch vorm Museum über. Es werden Anakedoten getaucht, es kommen Freunde vorbei, das Leben fühlt sich herrlich unkompliziert an!
Nur wenige Minuten dauert die Einreise in die "Türkischen Republik Nordzypern", die außer der Türkei kein einziges Land der Welt als Staat anerkannt hat. Direkt an der Küste, inmitten von alten Kasernen-Ruinen, finden wir ein liebliches Fleckchen Wiese, auf dem wir unser Zelt mit Logenblick aufs Meer aufstellen.
Die kleine Asphaltstraße, die wir anderntags parallel zur Nordküste durch die Berge nehmen, entpuppt sich als Kracher. Eine spektakuläre Aussicht jagt die nächste und auch der wie für Motorradfahrer gemachte Verlauf des Sträßchens, das wir auf ganzer Länge für uns alleine haben, ist ein Genuss.
So cruisen wir genüsslich gen Osten und klappern ein sehr cool inszeniertes Panzerdenkmal zu den Kampfhandlungen vor 50 Jahren ab, zwei tolle Burgen, für deren Begehung man fit sein muss und eine wirklich feine Klosterruine, die alle im Südteil Zyperns schlägt.
Getreu dem Motto " das Beste kommt zum Schluss" erobert Famagusta als mit Abstand interessanteste Stadt Zyperns unser Herz. In der sogenannten "Walled City" begeistern uns mehrere richtig gute Kirchen- und Moschee-Ruinen.
Der Hammer ist jedoch die "forbidden zone". Der 1974 von den Türken zwangsgeräumte Teil Famagustas ist seither eine Geisterstadt, in der jedoch ein 1,5 km langer Straßenzug für den Publikumsverkehr freigegeben ist.
Die letzten 30 km bis zum Kap Apostoles Andreas machen dann nochmal richtig Spaß, auch wenn es mich in einer Pfütze mit 60 cm Seitgefälle hinhaut. Außer angekratztem Enduristen-Stolz sind keine Schäden zu beklagen und das Malheur spätestens vergessen, als zig Esel zu Simons großer Verzückung zum Möhrenschnorren über uns herfallen.
Unsere letzte Nacht verbringen wir wieder einmal in erstklassiger Lage wild zeltend. Romantischer Sonnen-Unter- und -Aufgang inklusive - samt Meeresbrandung an einem einsamen Strand.
Während wir am nächsten Tag mit der Fähre über das in der Sonne glitzernde Meer in die Türkei schippern, ziehen wir Bilanz.
Zypern unterscheidet sich positiv von den anderen großen Mittelmeerinseln – insbesondere was den Tourismus angeht. Der konzentriert sich auf wenige Hotspots. Individualreisende mit eigenem Fahrzeug sind die Ausnahme und damit im bergigen Landesinnern fast alleine unterwegs.
Aber selbst an der Küste finden sich im Winterhalbjahr reichlich einsame Stellen. Gleichzeitig hat die Insel in beiden Teilen ausreichend Infrastruktur zu bieten, um das Reisen bequem zu machen.
Bei schönem Wetter haben wir mit Begeisterung wild gezeltet und an ein paar Regentagen leicht online eine (im Winter) günstige Unterkunft finden können.
Neben einer Fülle an grandiosen On- und Offroad-Strecken hat die Insel für uns einen ganz besonderen Reiz gehabt durch die Teilung in den griechischsprachigen Süden und den türkischen Norden.
In unseren Länder-Infos zu Zypern findest du Informationen zur Einreise, temporärem Fahrzeugimport, Kfz-Versicherung, Fähren und vielen anderen Aspekten, die für motorisierte Individualreisende interessant sind.
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